Bei einer prozyklischen Vorgehensweise agieren Sie trendfolgend. In einem Abwärtstrend engagieren Sie sich im Sinne fallender Kurse – in einem Aufwärtstrend im Sinne steigender Notierungen. Im obigen Fall der Daimler-Aktie würde das bedeuten, dass Sie im Falle des sekundären Aufwärtstrends auf genau diesen setzen würden. Das bedeutet: Kaufen. Eine solche Vorgehensweise sollte Hand in Hand mit dem Setzen von Stoppkursen gehen. Dies bedeutet konkret: Sobald der sekundäre Aufwärtstrend nach unten durchbrochen wird, sollten Sie zur Verlustbegrenzung umgehend verkaufen. Am besten automatisiert, durch eine gesetzte Stop Loss-Order. Denn nach dem Bruch eines Aufwärtstrends sind zunächst weitere Verluste wahrscheinlich, wie der Chart im Sommer 2011 zeigt. Sofern hingegen der Aufwärtstrend weitergeht, lassen Sie Ihre Gewinne laufen. In dem Fall ist es sehr sinnvoll, auch den Stoppkurs nach oben nachzuziehen. Sie brauchen so gar keine aktive Verkaufsentscheidung treffen: Verkauft wird erst dann, wenn der Aufwärtstrend nach unten durchbrochen wird. Ansonsten laufen die Gewinne weiter. Ein interessanter Indikator im Hinblick auf eine prozyklische Strategie ist das sogenannte Momentum:
Der Indikator „Momentum“
Das Momentum gibt an, mit welcher Geschwindigkeit eine Kursbewegung vor sich geht (es ist die Ableitung der Kursentwicklung). Der Charttechniker Michael N. Kahn vergleicht das Momentum mit einem Ball, „der in die Luft geworfen wird. Sein Momentum wird nachlassen, lange bevor er, der Schwerkraft Tribut zollend, zu steigen aufhört.“ Das Momentum ist ein sogenannter Oszillator, welcher anders als ein Aktienkurs eine obere und eine untere Begrenzung hat. Je höher der Wert, desto schneller die zugrundeliegende Kursbewegung. Ein steigendes Momentum deutet deshalb auf eine sich verstärkende Kursbewegung hin. Dies kann zusammen mit der Identifizierung eines Aufwärtstrends des Aktienkurses auf eine gute Kaufmöglichkeit hinweisen. Im Beispiel-Chart ist dies zu sehen:
Sekundärer Aufwärtstrend und ein anziehendes Momentum. Quelle: Finanzen100
Eine übliche prozyklische Trading-Vorgehensweise bei diesem Chart wäre deshalb: Kauf zum aktuellen Kurs (im Chart ca. 66,50 Euro), enger Stoppkurs (knapp unter dem Aufwärtstrend, bei Kauf z.B. Stopp bei 65,80 Euro). Wenn der Kurs weiter steigt, den Stoppkurs jeweils nachziehen. Wenn der Aufwärtstrend nach unten durchbrochen wird, greift der Stoppkurs. Bei Ausführung in der Nähe des Stoppkurses würde das einem begrenzten Verlust von ca. 0,70 Euro je Aktie entsprechen. Das klingt sehr überschaubar. Im Gegenzug kann der Trader bei einer Fortsetzung des Trends von weiteren Gewinnen der Aktie profitieren. Eine Warnung zu diesem Indikator:
Momentum: Achten Sie auf die Extremwerte = obere und untere Wendepunkte
Wie so oft im Leben kann „zu viel“ einer eigentlich guten Sache diese schlecht machen. Ein oder zwei Gläser Wein mögen dem Menschen gut tun – drei Flaschen hintereinander wohl kaum. Ähnlich ist es beim Momentum. Ein anziehendes Momentum in einem Aufwärtstrend der Aktie ist grundsätzlich ein positiver Indikator, denn es spricht für eine Verstärkung der aufwärts gerichteten Kursbewegung. Wenn das Momentum allerdings obere Extremwerte erreicht hat, kann dies sogar ein Warnsignal sein. Denn wieviel mehr soll der Wert noch steigen können? Hier sollten Sie übrigens um die Ecke denken: Der Kurs selber kann noch weiter steigen, auch wenn das Momentum zurückgeht. Es misst die Geschwindigkeit der Kursbewegung. Ein oberer (oder unterer) Wendepunkt des Momentums kann aber ein Anzeichen dafür sein, dass die zugrundeliegende Kursbewegung der Aktie ebenfalls bald an einen Wendepunkt eintreten wird. Da das Momentum der Kursbewegung im Allgemeinen vorausläuft, können Sie diesen Indikator durchaus auch entsprechend interpretieren.
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