Die jüngsten Quartalszahlen von Apple fielen eigentlich nicht gut aus: Die iPhone-Verkäufe sanken deutlich. Insgesamt gingen Umsatz und auch Gewinn von Apple zurück. Und wie reagierte die Aktie darauf? Sie sprang nach oben! Denn offensichtlich waren die Erwartungen vieler Marktteilnehmer(innen) niedrig. Und niedrige Erwartungen lassen sich naturgemäß leichter „schlagen“ = positiv übertroffen als sehr hoch geschraubte Erwartungen. Wie sieht es nun aus fundamentalen Gesichtspunkten in Bezug auf die Apple Aktie aus? Diese war zuletzt ja sogar für Value-orientierte Anleger(innen) durchaus interessant geworden. Hier nun der genauere Blick auf das Unternehmen Apple und natürlich die Apple Aktie. Konkret:
Zum Anbieter flatex Investitionen bergen das Risiko von VerlustenBeginnen wir – bevor ich mich genauer mit den Fundamentaldaten des Unternehmens beschäftige – auch hier zunächst mit dem Blick auf den Chart dieses „Blue Chips“:
Chart Apple
Quelle: tradingview.com
Ich habe den 12-Monats-Chart der Apple Aktie ausgewählt, dargestellt ist der Kursverlauf in US-Dollar. Sie sehen, dass es Ende April dieses Jahres einen Kurssturz gab – das zeigt sich an der „Gap“ = Börsenjargon für Kurslücke, die deutlich sichtbar ist. Solche Gaps wollen manchmal wieder geschlossen werden. Und genau das könnte nun vollendet werden bzw. ist es bereits, siehe Chart.
Psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar übersprungen
Interessant dabei, dass im Zuge des jüngsten Kurssprungs die Apple-Aktie auch die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar wieder genommen hat. Mit der hatte sie im Mai, Juni und auch im Juli bereits einige Male zu kämpfen (ohne sie nachhaltig zu überwinden). Nächste Marke gen Norden wären jetzt die ca. 112 Dollar – das alte Topp vom April, das sich nun als Widerstand erweisen dürfte. Doch vom Chart zu den Zahlen – was sagen eigentlich die jüngsten Quartalszahlen von Apple, die ja der Anlass für den besagten Kurssprung waren?
Apple: Geschäftsjahr weicht vom Kalenderjahr ab
Die aktuellsten Zahlen sind die zum „dritten Quartal“ des laufenden Apple-Geschäftsjahres. Drittes Quartal – wieso kann Apple dazu bereits die Zahlen veröffentlicht haben, fragen Sie sich möglicherweise. Warum das so ist – die Lösung ist einfach: Bei Apple weicht das Geschäftsjahr vom Kalenderjahr ab. Die jüngst veröffentlichten Zahlen von Apple beziehen sich auf das Quartal, das am 25. Juni (!) 2016 endete. So ist das bei Apple eben. Hier nun der Blick auf die Eckdaten:
Rahmendaten jüngste Quartalszahlen Apple
- Die Umsätze lagen im vergangenen Quartal (wie gesagt, das Quartal, das bei Apple am 25. Juni 2016) endete bei 42,4 Mrd. Dollar. Im entsprechenden Vorjahresquartal waren es noch 49,6 Mrd. Dollar.
- Der Netto-Gewinn lag bei 7,8 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Hier waren es im entsprechenden Vorjahresquartal 10,7 Mrd. Dollar.
- Entsprechend sank natürlich auch der Gewinn pro Aktie. Konkret: Nach 1,85 Dollar vor einem Jahr waren es im letzten Quartal 1,42 Dollar je Aktie.
- Die Bruttomarge sank auch etwas, von 39,7% auf 38%. 38% Bruttomarge sind natürlich weiterhin ein hoher Wert.
- Für das kommende Quartal prognostiziert Apple Umsätze von 45,5 bis 475, Mrd. Dollar
- Die Bruttomarge soll bei 37,5% bis 38% liegen (also eher einen Ticken unter der Bruttomarge vom letzten Quartal).
- Die Steuern sollen bei 25,5% liegen.
- Die operativen Ausgaben sollen im Bereich 6,05 Mrd. Dollar bis 6,15 Mrd. Dollar liegen.
Den Bericht von Apple zu den Quartalszahlen finden Sie unter diesem Link im Internet:
Ist nun der Apple-„Hype“ vorüber? Es ist vielleicht kein rein subjektiver Eindruck, dass die Menschen verstärkt Samsung Smartphones statt iPhones nutzen. Die Zahl der iPhone Verkäufe ging schließlich deutlich zurück. Wo bleiben die Innovationen, die es zu Zeiten des Apple-Gründers und Ex-CEOs Steve Jobs gab?
Von Underdog zum Schwergewicht
Es ist natürlich (etwas?) unfair, solche Fragen zu stellen – und so zu suggerieren, als ob sich nichts geändert hatte. Es hat sich eine Menge geändert. Früher war Apple ein „Underdog“. Mit innovativen Produkten, einer sympathischen Philosophie und genialem Marketing (es wurden weniger Bedürfnisse bedient – als vielmehr welche geschaffen). Inzwischen ist Apple eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Da ist das mit dem „innovativ“ und „Wachstum“ nicht mehr so leicht! Es wird schwieriger, zu „überraschen“.
Letzte WWCD ohne überragende Neuigkeiten
Jüngstes Beispiel: Die Developers Conference (WWCD) letzten Juni. Früher war das der Ort, wo Apple innovative Smartphones und „one more thing“ vorstellte. Doch letzten Juni gab es keine bahnbrechende Ankündigung. Und die „Apple Watch“ war auch nicht der große Durchbruch. Da sie im Grunde nur zusammen mit einem iPhone gute Dienste leistet, stellt sich die Frage – warum brauche ich die überhaupt? Und auch der Dienst „Apple Music“ kam nicht besonders gut an. Den Marktführer Spotify jedenfalls konnte dieser Musikdienst noch keineswegs vom Thron stoßen. Doch Apple will wieder als „innovativ“ wahrgenommen werden:
F&E 12 Mrd. Dollar für 2017
Dazu soll im nächsten Jahr die gewaltige Summe von bis zu 12 Mrd. Dollar für F&E (Forschung und Entwicklung) aufgewendet werden. Wird das „next big thing“ bei Apple dann vielleicht das Apple-Autor werden? Derzeit (für die Öffentlichkeit) durchaus offen! Und falls es wirklich auf ein Apple-Auto hinausläuft, dann könnte das auch noch Jahre dauern, bis es soweit sein wird. Riskant ist zudem die nach wie vor starke Abhängigkeit vom iPhone. Konkret:
Umsatzbringer iPhone: Risiko und Chance zugleich
Rund zwei Drittel der gesamten Umsätze erzielt Apple mit dem iPhone. Das ist schön (hohe Margen beim iPhone) – einerseits. Andererseits ist man dadurch natürlich auch sehr stark von einem einzigen Produkt abhängig. Und Bereiche wie die Macs halten sich ganz gut, sind aber absolut gesehen eher „Nische“.
Mein Fazit: Interessant, aber Fragezeichen!
Apple hat im laufenden Geschäftsjahr ei Kurs-Gewinn-Verhältnis von geschätzt rund 12. Im nächsten Geschäftsjahr dürfte der Gewinn pro Aktie in ähnlicher Größenordnung bleiben. Apple war einmal eine 1a Wachstums-Story – mittlerweile aber ist das Unternehmen zur „Cash-Maschine“ geworden. Weiteres Wachstum ist gar nicht mehr notwendig – wenn die hohen Margen gehalten werden können, bedeutet das Quartal für Quartal Milliardengewinne. Alles zusammen geht eben nicht bzw. ist nur sehr schwer möglich: Hohe Gewinne, hohe Margen und dann noch starkes Wachstum! Wie soll es unendliches Wachstum mit sehr hohen Margen geben, was wohl einige am liebsten hätten? Insofern ist es nur konsequent, dass die Bewertung der Aktie nun eher der einer „Value Aktie“ und nicht mehr der eines Wachstumsunternehmens entspricht. Für die Aktie sprechen die hohen Margen – doch riskant ist es, dass ein Großteil des Erfolges nach wie vor vom Produkt „iPhone“ abhängt!
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
Risikohinweis/Disclaimer:
Die in der Analyse behandelten Wertpapiere können im Kurs stark schwanken, was ein hohes Risiko für Ihr Kapital bedeuten kann. Als Anleger sollten Sie sich der Risiken bewusst sein. Trotz intensiver Recherche kann es sein, dass sich die Aktie anders als in der Analyse prognostiziert entwickelt. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Ihr Kapital nur auf wenige Wertpapiere zu verteilen. Aufgrund der hohen Risiken, die mit Wertpapieranlagen verbunden sind, sollten Wertpapierkäufe grundsätzlich nicht auf Kredit finanziert werden.
Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die von Michael Vaupel erstellten Finanzanalysen zu einzelnen Finanzinstrumenten keine individuelle Anlageberatung durch einen Anlageberater ersetzen. Die Analysen richten sich an Leser, die in ihrem Anlageverhalten und ihren Anlagezielen sehr unterschiedlich sind. Daher berücksichtigen die Analysen und Empfehlungen in keiner Weise Ihre persönliche Anlagesituation. Mit der Veröffentlichung der Analyse ist Aktienkaufen.com insbesondere nicht als Anlage- oder Vermögensberater tätig.
Michael Vaupel macht Sie darauf aufmerksam, dass er in einem empfohlenen Wert selbst investiert sein kann.
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