Gibt es eine Bitcoin Blase? Und wenn ja: Wann wird sie platzen? Oder hat sie dies bereits getan? Bislang sträubt sich der Bitcoin dagegen, ohne Widersprüche mit gängigen Modellen von Spekulationsblasen analysiert zu werden. Kritiker sind deswegen der Meinung, dass es sich um ein Problem eines neuen Marktes handelt und das Ende der Kurssteigerungen noch lange nicht erreicht ist.
Wir betrachten beide Seiten in dem folgenden Artikel und versuchen so herauszufinden, ob bei Bitcoin von einer Spekulationsblase die Rede sein kann, welche Faktoren dafür und dagegen sprechen und wie stark die Konsequenzen sein könnten.
- Bitcoin hat bedeutenden Kursverluste hinter sich
- teilweise Erholung innerhalb von wenigen Monaten
- Bitcoin ist fest in der Hand von Spekulanten
- neuer Markt könnte anderen Gesetzen unterliegen
Wie läuft eine Blase ab?
Das Konzept der Blase ist wirtschaftstheoretisch nicht so unumstritten, wie viele Anleger denken. Es gibt durchaus einige Theoretiker, die der Meinung sind, dass es keine Blasen gibt. Die Befürworter der Blasen-Interpretation haben jedoch verschiedene Modelle entwickelt, die eine Blase, ihre Bildung und ihr Platzen erklären. In Verbindung mit Bitcoin wird immer wieder das Modell Kindleberger/Minsky angeführt, das vier Phasen vorsieht:
1. Verlagerung
2. positives Feedback
3. Euphorie
4. finanzielle Not
Bei der Verlagerung kommt ein Produkt auf den Markt, das es in dieser Form zuvor nicht gegeben hat. Die Eisenbahn wäre eine solche Innovation. Sie wird von ersten Investoren und oft auch Meinungsmachern entdeckt. Sie investieren und preisen das Produkt an, oftmals, weil sie tatsächlich davon überzeugt sind.
Im nächsten Schritt erfahren immer mehr Anleger davon und die Preise steigen dauerhaft. Es bildet sich eine wahre Euphorie heraus, die oft nicht rational zu erklären ist. Die Aktienmärkte des Neuen Marktes kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase wäre dafür ein Beispiel: Viele Anleger, die sich noch nie in ihrem Leben mit dem Aktienhandel beschäftigt haben, investierten plötzlich in Wertpapiere aus dem IT-Bereich und verschuldeten sich dafür sogar.
In der vierten Phase kommt es zur Stagnation oder ersten Kursrückgängen. Die ersten Panikverkäufe finden statt, der Kurs bricht ein. Nun wird die Nachschusspflicht bei gehebelten Produkten und Krediten ausgelöst, Zwangsverkäufe folgen und der Markt bricht ein. Wer nicht verkauft, weil er muss, verkauft aus Angst vor großen Kursverlusten. Es folgt der Umschwung und die Aufarbeitung der vorherigen Euphorie.
Was spricht für eine Blase bei Bitcoin?
Für eine Spekulationsblase spricht vor allem, dass Bitcoin keinen inneren Wert hat und es im Gegensatz zu „richtigen“ Währungen auch keine zentrale Stelle gibt, die im Zweifel mit aller Macht versuchen würde, die Währung zu stabilisieren. Die Kryptowährung spiegelt nicht die Stärke einer Volkswirtschaft wider und hat auch keine Auswirkungen auf sie.
Auf der anderen Seite zeigt der Bitcoin-Kurs jedoch auch deutlich die Euphorie, die in vielen Modellen von Spekulationsblasen wichtiges Merkmal einer Blase ist. Auch die „Verlagerung“ aus dem obigen Blasen-Modell ist natürlich bei Bitcoin vorhanden.
Würde Bitcoin von heute auf morgen komplett seinen Wert verlieren, wären Anleger auf der ganzen Welt die Leidtragenden, aber kein Staat würde deswegen ökonomische Probleme bekommen. Bitcoin ist somit auch nicht „too big to fail“ und würde nicht gestützt werden. Bitcoin erhält seinen Wert nur dadurch, dass Investoren denken, dass es diesen Wert hat. Die Bitcoin Blase platzt, wenn dieser Glaube erschüttert wird.
Außerdem ist Bitcoin ohnehin bereits seit einigen Jahren fest in der Hand der Investoren. Nachdem Bitcoin erst als Währung für Kriminelle einen zweifelhaften Ruf genießen konnte, wird nun ein absoluter Großteil der Transaktionen von Tradern und Spekulanten getätigt. Auch hier geht es also letztlich nur um Vertrauen, dass dann vollständig wegbrechen könnte, wenn die ersten Investoren dauerhaft aussteigen. Die einsetzende Kettenreaktion würde dazu führen, dass Bitcoin an Wert verliert.
Ähnlich wie bei der Tulpenblase in Holland könnte Bitcoin im Anschluss nur noch einen Bruchteil wert sein und möglicherweise sogar völlig von der Bildfläche verschwinden.
Zum Broker des Monats Plus500 - 82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter.Was spricht gegen eine Blase?
Es gibt jedoch auch viele Anzeichen dafür, dass Bitcoin keine Blase ist. So hat Bitcoin zwar keinen „inneren Wert“, wird dadurch jedoch noch lange nicht wertlos. Viele Anleger vertrauen der Kryptowährung nicht zuletzt deswegen, weil keine zentrale Stelle die Geschicke der Kryptowährung lenkt. Bitcoin ist hinsichtlich der Menge beschränkt und somit ab einem gewissen Punkt inflationssicher. Damit ist er die perfekte Währung für alle Kritiker des Kredit- und Finanzwesens. Das gilt umso mehr, weil es nicht in der Kryptowährung angelegt ist, dass Schulden gemacht werden können.
Bitcoin ist deswegen der perfekte Hafen für alle Anleger, die am Finanzsystem zweifeln oder nach anderen Möglichkeiten suchen, ihr Geld zu diversifizieren. Gerade auch als Krisenwährung könnte sich Bitcoin beweisen, wie es sonst nur Gold kann. Allerdings hat die bisherige Kursentwicklung des Bitcoins große Ähnlichkeit zu den Aktienmärkten gezeigt. Ob sich in einer tatsächlichen Krise eine andere Entwicklung zeigen wird, bleibt abzuwarten.
Es ist zudem mehr als deutlich, dass die Blockchain-Technologie für den Alltag stetig relevanter wird. Bitcoin hat letztlich als erste Krypto-Währung und öffentliche Blockchain auch einen ideellen Wert für viele und wird deswegen vermutlich noch lange weiter betreiben und gehandelt.
Wer Kryptowährungen schätzt und vor allem in neue Coins investieren möchte, kommt an Bitcoin kaum vorbei. Die Kryptowährung ist immer noch die Währung, die am häufigsten genutzt wird, um andere Kryptowährungen zu kaufen und ist entsprechend attraktiv für alle, die mit Kryptowährungen handeln möchten. Dementsprechend bleibt Bitcoin vermutlich wichtig, solange Kryptowährungen generell wichtig sind.
und die Konkurrenz: Blase würde ganzen Markt betreffen
Wie für Spekulationsblasen üblich wäre nicht nur Bitcoin betroffen, sondern darüber hinaus auch alle anderen Kryptowährungen. Dies gilt umso mehr, weil Bitcoin nicht zuletzt als Wechselwährung eine wichtige Rolle spielt. Einige der Kryptowährungen können nur einigermaßen komfortabel mit Bitcoin erworben werden.
Auf der anderen reagiert der Markt auf schlechte Nachrichten häufig mit der Abstrafung von Konkurrenten und assoziierten Werten. Letztlich ist Bitcoin der First Mover und mit Abstand die Kryptowährung mit der größten Marktkapitalisierung (Stand 08.10.2019):
- Bitcoin: 134,7 Milliarden Euro
- Ethereum: 17,85 Milliarden Euro
- Ripple: 10,85 Milliarden Euro
- Tether: 3,7 Milliarden Euro
Bitcoin ist also allein ein Vielfaches von dem wert, was die nächstwertvollen Kryptowährungen zusammen in die Waagschale werfen können.
Ein Großteil des angelegten Geldes gehört Spekulanten. Das betrifft nicht nur Bitcoin, sondern auch die weniger bekannten Kryptowährungen, die auf Bitcoin folgten.
Grund ist dafür auch, dass viele, die den ersten Hype bei Bitcoin verpasst haben, in kleinere Kryptowährungen investieren. Sie haben die Hoffnung, den „nächsten Bitcoin“ zu finden und dann damit eine ähnliche Rendite wie frühe Investoren beim Bitcoin zu erzielen. Ein Kursrückgang von Bitcoin wirkt sich deswegen häufig auch auf andere Kryptowährungen aus.
Allerdings ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass viele der Kryptowährungen, die auf Bitcoin gefolgt sind, noch einmal deutlich mehr Funktionen und Möglichkeiten bieten und somit auch einen eigenen und möglicherweise Bitcoin überdauernden Wert haben könnten.
Zum Broker des Monats Plus500 - 82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter.Größere Verluste gehören zur Bitcoin-Geschichte
Bitcoin-Nutzer der ersten Stunde können die alltäglichen Beobachtungen zum Bitcoin-Kurs häufig nur noch müde belächeln. Schlagzeilen wie „Wann platzt die Bitcoin-Blase?“ oder „Bitcoin Blase geplatzt!“ wiederholen sich für sie in regelmäßigen Abständen. Schenken sie der jeweiligen Tagespresse Glauben, hat sich Bitcoin schon mehrfach auf alle Zeiten in die Belanglosigkeit verabschiedet – und dennoch ist die Kryptowährung immer noch in aller Munde.
Dies soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kryptowährung ihren vorläufigen Zenit Ende 2017 erreichte. Damals stieg der Kurs auf gut 16.700 Euro an. Es folgte ein deutlicher Einbruch auf rund 5.600 Euro im darauffolgenden Februar. Innerhalb kürzester Zeit hatte die Kryptowährung also zwei Drittel ihres Werts verloren. Ende 2018 folgte ein weiterer Absturz auf unter 3.000 Euro. Eineinhalb Jahre später war der Bitcoin hingegen wieder mehr als 11.000 Euro wert. Im Oktober 2019 steht er hingegen bei knapp 7.500 Euro.
Es ist also nicht einfach damit getan, dass es sich bei der Bitcoin-Bewertung um eine Blase gehandelt hat, denn zumindest eine teilweise Erholung innerhalb von 18 Monaten spricht nicht dafür. Und auch der letzte Kurssturz scheint nicht unbedingt ein Platzen der Blase zu sein, sondern ist die Reaktion auf ein Finanzprodukt auf Bitcoin, dass nicht wie erhofft angelaufen ist und somit zu einer Abwertung führte.
Ohnehin lassen sich alle größeren Kursrückgänge unmittelbar mit bedeutenden Ereignissen verknüpfen. So war der große Kursrutsch 2017 vor allem auf die Abspaltung von Bitcoin Cash zurückzuführen, andere Verluste auf Diebstähle an Börsen.
Bitcoin: Wann platzt die Blase?
Sicherlich hat Bitcoin in den letzten Jahren mehrfach einen deutlichen Kursrückgang verzeichnen müssen, hat sich jedoch auch wieder erholt. Tatsächlich scheint es nicht so einfach möglich zu sein, die üblichen Blasen-Modelle auf die Kursentwicklung von Bitcoin anzuwenden. Wann die Bitcoin Blase – falls es eine ist – platzen könnte, lässt sich dementsprechend nicht so leicht ablesen.
Ein weiteres Problem ist zudem, dass es nicht ersichtlich ist, wann eine Blase platzt. Nur, weil Märkte euphorisch reagieren bedeutet dies nicht, dass bereits das Ende der Kurssprünge erreicht ist. Im Gegenteil gibt es bereits sehr früh Mahner, die ein Platzen der Blase beschwören. In vielen Fällen dauert es dann jedoch noch Monate, wenn nicht sogar Jahre, bis eine Blase tatsächlich platzt.
Bei einer Vorhersage für Bitcoin ist zudem das Problem, dass Bitcoin zum einen recht neu ist, zum anderen keinen inneren Wert hat. An der Börse ist es beispielsweise recht leicht zu erkennen, wann so viel Geld im Aktienmarkt ist, wie selten zuvor. Spätestens dann, wenn die Kennzahlen wie KGV und Co. nicht mehr rational erscheinen, ist Vorsicht geboten. Allerdings kann es selbst da der Fall sein, dass die Märkte Aktien-Investments stark bevorzugen müssen, weil andere Anlagen keinerlei Gewinn ermöglichen.
Es ist deswegen nicht möglich, seriös vorherzusagen, wann eine Blase platzen wird. Es gibt immer Anzeichen dafür und es kann immer noch weitergehen. Zentraler Bestandteil einer Spekulationsblase ist ja gerade die Irrationalität der Anleger.
Zum Broker des Monats Plus500 - 82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter.Blase oder nicht Blase: Kryptowährungen als neuer Markt?
Es ist möglich, dass es sich bei den teils sehr heftigen Kursstürzen, die Bitcoin durchaus mitgemacht hat, gar nicht um das Platzen einer Bitcoin Blase gehandelt hat. Auch wenn die Kursrutsche durchaus deutlich waren:
- 2013 um 80 %
- 2017 um 40 %
- 2018 um 80 %
- 2019 um fast 70 %
Der Bitcoin-Kurs hat sich allerdings bislang immer wieder erholt. Und zudem gab es oftmals bedeutende Gründe für die Kursverluste. In den meisten Blasen-Modellen platzt die Überbewertung jedoch ohne triefenden Grund.
Der Markt hat hier möglicherweise ein viel komplexeres Problem bei der fairen Bewertung der Kryptowährung. Grund dafür ist sicherlich nicht zuletzt, dass es einige, sehr wohlhabende Investoren gibt, die ein Großteil der Coins halten und somit einen entsprechend großen Einfluss ausüben können. Es scheint jedoch eher der Fall zu sein, als würde sich Bitcoin schrittweise etablieren oder den Kreislauf von Blase und Abwertung deutlich schneller durchlaufen als jedes andere Asset vor ihm.
Möglicherweise ist also der Begriff der Blase hier deswegen nicht zuverlässig anwendbar. Es könnte sich genauso gut um einen neuen Markt handeln, der seinen tatsächlichen Wert noch finden und dann besser austarieren muss. Diese Theorie wird durchaus von einigen Marktbeobachtern angenommen. Auf der anderen Seite gibt es immer auch Experten, die noch kurz vor dem endgültigen Platzen der Blase noch an den Markt glauben.
Zum Broker des Monats Plus500 - 82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter.
Fazit: Die Bitcoin Blase platzt auf jeden Fall! Irgendwann! (Wenn es eine gibt)
Bei der Bewertung der Frage, ob es eine Kryptowährungs-Spekulationsblase gibt, und wann diese platzt, sollte sich jeder Analyst der Gegenwart in Bescheidenheit üben. Letztlich ist es nicht möglich, seriös vorauszusagen, ob dies der Fall ist oder sein wird. Eine Blase lässt sich oft nur nach dem Platzen zuverlässig analysieren – und dies auch nur mit einigen Monaten bis Jahren Abstand.
Entsprechend uneinig sind sich die Analysten auch derzeit bei der Bewertung von Bitcoin. Während einige immer noch zum direkten Verkauf raten, rufen einige innerhalb des nächsten Jahrzehnts Kurse in sechsstelliger Höhe auf. Wer Recht behalten wird, wird nur die Zeit zeigen. In jedem Fall ist jedoch eindeutig, dass es nicht ganz unkompliziert möglich ist, existierende Modelle von Spekulationsblasen auf Bitcoin zu übertragen.
Die Kursentwicklungen fallen oftmals zwar sehr heftig aus, sind allerdings auch oft auf eindeutige Ereignisse zurückzuführen. Auf der anderen Seite ist es sicherlich ein Risiko, dass Bitcoin aktuell vor allem von Spekulanten genutzt wird und somit nur eine vergleichsweise kleine „Basis“ an Nutzern hat, die von der Kryptowährung überzeugt sind und deswegen investiert ist.
Bilderquelle:
- www.shutterstock.com