Derivate & Aktien – Die Unterschiede beider Anlageprodukte einfach erklärt!

Aktuell wird in den Medien wieder verstärkt darüber berichtet, dass immer mehr Experten befürchten, dass es in absehbarer Zeit zu einer erneuten Finanzkrise kommen könnte. Als Hauptgrund wird meistens genannt, dass die Politik – auch in Deutschland – zwar nach der Finanzkrise 2008/2009 angekündigt hat, stärkere Kontrollen und Verschärfungen durchzuführen, insbesondere was den Handel mit spekulativen Instrumenten angeht. In der Praxis sieht es jedoch so aus, dass insbesondere die Großbanken nach wie vor zahlreiche Geschäfte mit Derivaten und anderen spekulativen Instrumenten durchführen, sodass auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist, dass sich an dieser Situation etwas geändert hat.

Spekulative Geldsummen fernab der realen Wirtschaft

Neben der Tatsache, dass Spekulationsgeschäfte natürlich ein hohes Risiko beinhalten, kritisieren nicht wenige Fachleute vor allem, dass der gesamte Gegenwert der Spekulationen, die mit Derivaten durchgeführt werden, um ein Vielfaches höher ist als der reale Gegenwert, der sich aus der Volkswirtschaft ableiten könnte. Darüber hinaus wird ebenfalls bemängelt, dass es immer mehr Derivate gibt, die mit einem echten wirtschaftlichen Hintergrund nichts mehr zu tun haben. Zu nennen sind hier beispielsweise Zins-Swaps in Kombination mit Währungsderivaten, die im Prinzip jeder wirtschaftlichen Grundlage entbehren. In dieser Situation gibt es leider auch immer mehr Anleger, die Derivate einerseits ablehnen, auf der anderen Seite aber häufig auch noch dem Irrglauben unterlegen sind, dass es sich auch bei Aktien im Prinzip nur noch um spekulative Finanzprodukte handeln würde.

Anleger verlieren teilweise Vertrauen in Aktien

Sicherlich tragen auch einige Medienberichte dazu bei, dass immer mehr Bürger in Deutschland den Eindruck gewinnen, dass an der Börse ohnehin nur noch abgezockt wird. Zudem ist einfach häufig nicht bekannt, dass Derivate und Aktien große Unterschiede beinhalten. Daher werden nicht selten spekulative Derivate und Aktien in einen Topf geworfen. Dies ist selbstverständlich weder erfreulich noch richtig, denn in der Praxis sowie in der Theorie muss definitiv zwischen Derivaten und Aktien unterschieden werden. Daher ist es umso wichtiger, dass eine Aufklärung dorthingehend stattfindet, worin die großen Unterschiede zwischen Derivaten und Aktien eigentlich bestehen.

Derivate: abgeleitete Finanzprodukte mit hohem Risiko

Zwar bestreiten die meisten Banken und Händler, die mit Derivaten spekulieren, dass diese Finanzinstrumente in einem Atemzug mit einer reinen Wette genannt werden können. Tatsächlich ist es allerdings so, dass der Anleger bzw. die Bank sich bei den weitaus meisten gehandelten Derivaten entscheiden muss, ob ein Kurs fällt oder steigt. Natürlich ist es teilweise möglich, durch Indikatoren und gute Strategien zu erreichen, dass die Chancen auf die richtige Kursentwicklung mehr als 50 Prozent betragen. Trotzdem ist es auf der anderen Seite auch nicht ganz abwegig, dass der Handel mit Derivaten von vielen Verbrauchern damit verglichen wird, im Casino beim Roulette auf Rot oder Schwarz zusetzen.

Eine Haupteigenschaft aller Derivate besteht darin, dass zwar einerseits mit relativ geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne erzielt werden können, auf der anderen Seite aber sehr häufig ein nicht unerhebliches Totalverlustrisiko besteht. Darüber hinaus haben nahezu alle Derivate eine begrenzte Laufzeit, sodass auch noch der Zeitdruck als zusätzlich riskante Komponente hinzukommt. Insbesondere diese Eigenschaft gibt es zum Beispiel bei Aktien überhaupt nicht .

Derivate und Aktien: die Unterschiede im Detail

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Aktien und Derivaten besteht zunächst einmal darin, dass es sich bei Aktienwerten rechtlich betrachtet um Anteilscheine handelt, die den Inhaber zum Miteigentümer des jeweiligen Unternehmens machen. Bei Derivaten handelt es sich hingegen um Gläubigerpapiere, sodass hier ein Emittentenrisiko besteht. Mitspracherechte oder ein Recht auf Dividenden, wie es bei Aktien der Fall ist, gibt es zum Beispiel bei Derivaten nicht. Dies resultiert daraus, dass es sich schlichtweg nur um abgeleitete Produkte handelt, die keinen eigenen Wert haben.

Ein weiterer wichtiger Unterschied besteht darin, dass es bei Aktien im Gegensatz zu Derivaten keinen Hebel gibt. Der Anleger investiert also ausschließlich sein eigenes Kapital, während Derivate fast immer in hohem Maße durch Fremdkapital finanziert werden. Wer sich beispielsweise für einen Contract For Difference (CFD) entscheidet, der kann häufig mit einem Kapitaleinsatz von 100 Euro durch die Fremdfinanzierung über den Broker einen Gegenwert von zum Beispiel 10.000 Euro handeln. Dies ist bei Aktien nicht möglich, denn der Gegenwert wird ausschließlich durch das investierte Kapital des Anlegers bestimmt.

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass es bei den weitaus meisten Derivaten bestimmte Laufzeiten gibt, die sich durchschnittlich zwischen mehreren Monaten und zwei Jahren bewegen. Dadurch wird der Anleger insofern unter Druck gesetzt, als dass die Kursentwicklung, auf die spekuliert wurde, innerhalb dieser Laufzeit eintreten muss, wenn ein Gewinn erzielt werden soll. Bei Aktien gibt es hingegen keine begrenzte Laufzeit, sodass der Aktionär im Prinzip viele Jahre oder sogar Jahrzehnte Zeit hat, bis die von ihm erhoffte Kursentwicklung in der Praxis tatsächlich eintritt.

Mit Aktien spekulieren oder langfristig investieren

Natürlich lassen sich Aktien einerseits in gewissem Sinne mit Derivaten vergleichen, was aber nur dann zutrifft, wenn auch die Aktienwerte nur der kurzfristigen Spekulation dienen sollen. In diesem Fall ist es selbstverständlich möglich, dass innerhalb weniger Tage oder Wochen höherer Verluste erlitten werden. In diesem Fall handelt es sich bei den Aktien jedoch nicht um Instrumente, die zur Kapitalanlage dienen, sondern ausschließlich zur kurzfristigen Spekulation genutzt werden. Auf der anderen Seite sind Aktien vom originären Sinn her Wertpapiere, in die möglichst langfristig investiert werden soll. In manch anderen Ländern, wie zum Beispiel in den Vereinigten Staaten oder in Schweden, werden Aktien beispielsweise schon seit Jahrzehnten von vielen Bürgern zur Altersvorsorge genutzt. Hier lässt sich dann auch der langfristige Charakter erkennen, den diese Wertpapiere eigentlich haben.

Aktien langfristig fast immer in der Gewinnzone

Ein weiteres Gerücht, auf dessen Basis ebenfalls viele Anleger keinen Mut haben, in Aktien zu investieren, beinhaltet, dass ohnehin nur Verluste erlitten werden. Dies lässt sich jedoch an vielen Beispielen widerlegen, zumindest wenn es um ein langfristiges Investment geht. Man kann sich nämlich im Prinzip jeden beliebigen Zeitraum von mindestens zehn Jahren zwischen 1950 und 2015 auswählen und wird dann mit den meisten Aktien in der Summe einen Gewinn erzielt haben. Dass dies vor allem langfristig so ist, zeigt zum Beispiel die Entwicklung des Deutschen Aktienindex. Dieser wurde 1987 erstmals notiert und hat seinen Wert bis heute mehr als verzehnfacht. Wer also beispielsweise 1987 für umgerechnet 5.000 Euro in verschiedene DAX-Aktien investiert hat, der würde heute – durchschnittlich und statistisch betrachtet – über ein Gesamtvermögen von über 50.000 Euro verfügen. Ähnlich positiv sieht beispielsweise auch die Entwicklung in den letzten 15 Jahren aus

DAX 15 Jahre
15 Jahre DAX

Fazit: Aktien strikt von Derivaten trennen!

Die aktuelle Diskussion darüber, dass viele Banken nach wie vor mit Derivaten spekulieren und demzufolge eine neue Finanzkrise drohen könne, ist sicherlich gut und richtig. Dennoch muss in diesem Zusammenhang darüber informiert werden, dass es große Unterschiede zwischen Derivaten und Aktien gibt. Anteilspapiere an einem Unternehmen können beispielsweise der privaten Altersvorsorge dienen und sind im langjährigen Vergleich sogar mit einer sehr guten Durchschnittsrendite ausgestattet. Daher sind Aktien eine durchaus empfehlenswerte Altersvorsorge, wenn der Anleger wirklich über viele Jahre bzw. Jahrzehnte investieren kann.

Zum Anbieter flatex Investitionen bergen das Risiko von Verlusten
Risikohinweis Oliver Schoch