Knock Out Zertifikate ermöglichen durch ihre Hebelwirkung die überproportionale Partizipation an Kursveränderungen des Basiswertes und eignen sich dadurch zu Spekulations- und Absicherungszwecken. Aufgrund der börslichen Kursreferenz und der einfachen Preisbildung bieten Knock Outs Vorteile gegenüber CFDs und Optionsscheinen. Eine einheitliche Begriffsbestimmung gibt es wie auch bei vielen anderen derivativen Finanzinstrumenten nicht: Neben der Bezeichnung Knock Out Zertifikat sind auch die Bezeichnungen Hebelzertifikat, Turbozertifikat oder Mini-Future geläufig.
Knock Out Zertifikate – das Wichtigste auf einen Blick:
- Knock Out Zertifikate werden auch als Turbozertifikate, Hebelzertifikate und auch als Mini-Futures bezeichnet
- Beim Handel gilt die Hebelwirkung
- Es gibt KO-Zertifikate mit und ohne Verfallsdatum
- Erreicht der Kurs des Basiswertes die Knock Out Schwelle, wird das Zertifikat ungültig
1.) Die Funktionsweise vom Knock Out Zertifikate handeln
Die Zertifikate beziehen sich auf einen festgelegten Basiswert, wie z. B. einen Index oder eine Aktie. Anleger können sowohl an steigenden (Call, Bull etc.) als auch an fallenden Kursen (Put, Bear…) des Basiswertes in vollem Umfang partizipieren, ohne den gesamten Marktwert des Basiswertes einsetzen zu müssen. Daraus resultiert eine Hebelwirkung, die je nach Zertifikat Faktoren bis zu 50:1 erreicht. Die Zertifikate bilden ein Portfolio ab, das ausschließlich den Basiswert beinhaltet. Anders als bei einfachen Indexzertifikaten ist das Portfolio aber zu einem beträchtlichen Teil durch einen Kredit finanziert, woraus die Hebelwirkung resultiert.
Zur Veranschaulichung ein Knock Out Zertifikate Beispiel mit konkreten Zahlen. Aus Gründen der besseren Verständlichkeit sei unterstellt, dass keine Agios, Spreads und Transaktionskosten anfallen und das Bezugsverhältnis auf 1:1 festgelegt sei. Was für Anlagezertifikate ohne Hebelwirkung wie z. B. Discount Zertifikate gilt, trifft auch auf Hebelzertifikate zu: Die detaillierten Konstruktionsmerkmale unterscheiden sich zwischen den zahlreichen Emittenten ebenso wie die Sprachregelung. Das betrifft insbesondere die Laufzeit: KO-Zertifikate können ein Verfallsdatum vorsehen oder auf unbestimmte Zeit („unlimited“) laufen.
Die wenigsten Emittenten erwähnen in ihrer werblichen Knock Out Zertifikate Erklärung eine zentrale Eigenschaft des Hebels: Bei steigenden Kursen reduziert sich dieser bei Long-Zertifikaten, während er bei sinkenden Kursen steigt. Das liegt daran, dass mit zunehmendem innerem Wert auch der Eigenkapitalanteil der durch das Zertifikat abgebildeten Position wächst und dies zwingend zu einer verringerten (relativen) Eigenkapitalrendite führt. Einige Emittenten bieten Knock Out Zertifikate mit täglicher Hebelanpassung an: Einmal pro Handelstag wird die Finanzierungsschwelle so angepasst, dass der fixe Hebel wieder erreicht wird. Diese Zertifikate-Typen ermöglichen bei günstiger Marktentwicklung extrem hohe Gewinne, die allerdings schon mit vergleichsweise kleinen Korrekturen wieder vollständig revidiert werden können.
Fazit: Knock out Zertifikate beziehen sich immer auf einen bestimmten Basiswert, bei dem es sich um Werte aus allen möglichen Asset-Klassen handeln kann. Dabei wird ein Portfolio abgebildete, das ausschließlich den Basiswert beinhaltet. Die Hebelwirkung kann bis zu 50:1 betragen. KO-Zertifikate können auf steigende und auch auf fallende Kurse gehandelt werden.
2.) Mit Knock Out Zertifikaten handeln und gewinnen
Turbozertifikate können grundsätzlich auch zur Absicherung von Wertpapierportfolios genutzt werden. Aufgrund der Vielzahl der verfügbaren Zertifikate und der großen Bandbreite an Hebelwirkungen eignen sich die Produkte zu diesem Zweck ähnlich gut wie Futures, wenn auch die Transaktionskosten etwas höher sind. Die KO-Schwelle birgt allerdings ein Restrisiko. Sieht eine Knock Out Zertifikate Strategie die Absicherung eines Portfolios mit einem Bear-Zertifikat vor, ist theoretisch die Abfolge eines zunächst bis zur KO-Schwelle steigenden und anschließend fallenden Marktes denkbar. Der Versicherungsschutz wäre in einem solchen Szenario unwirksam bzw. müsste nach dem KO umgehend erneuert werden.
Für jede spekulative Knock Out Zertifikate Strategie gilt: Je größer die Hebelwirkung, desto mehr Präzision ist beim Einstieg in den Markt erforderlich. Bei einem Hebel von 2:1 sind langfristige Engagements ohne spezielles Timing möglich, weil die Wahrscheinlichkeit eines Kursverlustes von 50 Prozent gering ist. Der Einsatz einer 40-fachen Hebelwirkung erfordert dagegen sehr konkrete Hinweise der Markt- und Chart-Technik. In der Praxis werden Positionen z. B. häufig im unteren Bereich stabiler Aufwärtstrendkanäle eröffnet. Insbesondere sollte eine klare Erwartungshaltung für Marktbewegungen in die eine oder andere Richtung vorliegen. Für seitwärts gerichtete Märkte sind strukturierte Produkte wie Bonus Zertifikate besser geeignet.
Fazit: Knock Out Zertifikate können unter anderem zur Absicherung des eigenen Wertpapierportfolios dienen. Je größer beim Trading die Hebelwirkung ist, desto wichtiger ist der richtige Einstieg, denn mit dem Hebel steigt auch die Höhe der Verluste pro Kurspunkt, wenn sich der Markt in die falsche Richtung bewegt. Für Seitwärtsmärkte sind diese Instrumente weniger geeignet.
3.) Knock Out Zertifikate in der Praxis
Der Deutsche Aktienindex DAX notiere bei 8.000 Indexpunkten, wobei jedem Indexpunkt 1,00 Euro Nominalwert im Zertifikat zugeordnet sei. Das Zertifikat sei mit einer Knock-Out-Schwelle bei 7600 Punkten ausgestattet. Fällt der DAX während der Laufzeit des Zertifikats zu irgendeinem Zeitpunkt unter die Marke von 7600 Punkten verfällt das Zertifikat wertlos bzw. wird zum Restwert ausbezahlt. Ein Indexzertifikat würde bei gleicher Ausgangslage bei einem Kurs von 8.000 Euro notieren. Das Hebelzertifikat kostet 400 Euro: Der Kurs errechnet sich bei Long-Zertifikaten als Differenz aus dem Marktwert des Basiswertes und der KO-Schwelle. Anleger müssen somit lediglich 5,00 Prozent des Marktwertes tatsächlich einsetzen.
Steigt der DAX um 5,00 Prozent auf 8.400 Euro, notiert das Knock Out Zertifikat bei 800,00 Euro: Das entspricht einem Gewinn in Höhe von 100 Prozent auf den geleisteten Einsatz. Die Partizipation an Kursbewegungen fällt 20 Mal so groß aus wie bei einem Indexzertifikat, so dass die Hebelwirkung 20:1 beträgt. Die Hebelwirkung errechnet sich mathematisch als der Kehrwert des Einsatzes (hier: 5 Prozent bzw. 0,05) und wirkt bei Marktbewegungen in beide Richtungen identisch. Im Zahlenbeispiel führt ein Kursverlust im DAX von 5,00 Prozent zu einem Totalverlust im Zertifikat.
Short Knock Out Zertifikate funktionieren spiegelbildlich: Die KO-Schwelle liegt über dem Marktpreis des Basiswertes. Im vorherigen Knock Out Zertifikate Beispiel wurden Finanzierungskosten nicht berücksichtigt. Diese fallen jedoch bei jedem Produkt zwingend an. Der Emittent bildet ein kreditfinanziertes Portfolio im Basiswert ab und muss dieses refinanzieren. Deshalb steigen bei den meisten Emittenten bei Long-Zertifikaten KO-Barriere und Basispreis täglich oder wöchentlich um einen geringen Betrag an. Das verringert den inneren Wert des Zertifikats und spiegelt die Abbuchung der Sollzinsen bei einem kreditfinanzierten Wertpapierportfolio wider.
Neben den Finanzierungs- spielen auch die Transaktionskosten für den Nettoertrag eine wichtige Rolle. Vor allem bei einer großen Anzahl an Transaktionen sind Zertifikate Broker mit möglichst durchgängigen Flat Fee und No Fee Aktionen im außerbörslichen Handel empfehlenswert.
Fazit: Bei jedem Zertifikat gilt eine festgelegte Knock-Out-Schwelle. Wird diese Schwelle vom Kurs des Basiswertes erreicht, verfällt das Zertifikat entweder vollständig oder es erfolgt eine Auszahlung zum Restwert. ZU den Gebühren der KO-Zertifikate gehören Finanzierungs- und Transaktionskosten.
4.) Zertifikate, CFDs und Optionsscheine: Die Unterschiede
Hilfreich für jede Knock Out Zertifikate Erklärung ist der Vergleich mit ähnlichen Anlageinstrumenten. Die Unterschiede zu Optionsscheinen sind offensichtlich: Bei Zertifikaten spielen Restlaufzeit und Volatilität keine Rolle für die Kursbildung, die deshalb sehr viel einfacher nachzuvollziehen ist. Aus diesem Grund sind Hebelzertifikate auch in turbulenten Marktphasen einsetzbar, während Optionen aufgrund der impliziten Volatilität in kritischen Perioden sehr teuer werden.
Welche Unterschiede zum Handel mit CFDs bestehen hängt dagegen von Details ab. DMA-Broker spiegeln auf ihren Plattformen das Orderbuch der Referenzbörse, so dass zu den tatsächlichen Kursen des Basiswertes gehandelt wird. Von rechtlichen und technischen Fragen abgesehen sind die Unterschiede zu Zertifikaten gering. Anders verhält es sich bei Market Makern, die die Kurse der Basiswerte selbst stellen und dabei keiner Regulierung unterliegen. Die regulierte Markttransparenz ist ein struktureller Vorteil von Zertifikaten.
Fazit: Im Gegensatz zu Optionsscheinen können KO-Zertifikate auch in besonders volatilen Marktphasen eingesetzt werden, denn Volatilität und Restlaufzeit spielen keine Rolle für die Kursbildung. Die Unterschiede zu Differenzkontrakten sind im Detail zu suchen und abgesehen von rechtlichen und technischen Fragen gering.
5.) Fazit: Die Welt der Knock Out Zertifikate
Knock Out Zertifikate sind vergleichsweise unkompliziert aufgebaut. Sie beziehen sich auf einen bestimmten Basiswert und besitzen eine festgelegte Knock Out Schwelle. Wird diese Schwelle vom Kurs erreicht, verfällt das Zertifikat. Bei KO-Zertifikaten gilt die Hebelwirkung und das bedeutet, dass mit vergleichsweise kleinen Einsätzen Positionen bewegt werden, die um ein Vielfaches höher sind. Bei Handel mit diesen Finanzinstrumenten werden Finanzierungs- und Transaktionskosten berechnet.
Knock Out Zertifikate können im Gegensatz zu Optionsscheinen auch in volatilen Marktphasen eingesetzt werden, da Volatilität und Restlaufzeit irrelevant für die Kursbildung sind. Sie lassen sich mitunter nutzen, um das eigene Wertpapierportfolio abzusichern. Allerdings sollten Trader bedenken, dass der richtige Einstieg gerade bei einem größeren Hebel sehr wichtig ist. Bewegt sich der Markt in die falsche Richtung, steigt mit dem Hebel auch die Verlusthöhe pro Kurspunkt.
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