Raiffeisen Aktie kaufen – Alle 9 Monats Zahlen des Konzerns unter der Lupe!

Im Zuge der Baisse der russischen Börse hatten es zumindest zeitweise auch österreichische Aktien relativ schwer – das „Russland Exposure“ belastete. Meiner Ansicht nach wurde da gerade bei einigen „Value Aktien“ übertrieben. Sprich: Deren Kurse wurden übertrieben verprügelt, entsprechend günstig wurden deren Bewertungen.

Und das finde ich sehr interessant für Anleger(innen), welche darauf achten, dass sie beim Kauf einer Aktie günstige Bewertungen haben. Für diesen antizyklischen Ansatz braucht man allerdings wahrscheinlich relativ viel Geduld, denn schnelle Richtungsänderungen sind unwahrscheinlich. Doch immerhin haben solche Anleger dann die Fundamentaldaten auf Ihrer Seite.

Aus diesem Grund habe ich in den letzten Wochen zwei österreichische Aktien analysiert, welche in die gerade beschriebene Kategorie passen könnten:

Die Immofinanz Aktie in der Analyse

sowie

Palfinger Aktie: Günstiges Schmuckstück aus Österreich?

Hiermit nun möchte ich eine weitere Aktie dieser Kategorie genauer unter die Lupe nehmen, und zwar die Raiffeisen Bank International.

Unter der Lupe: Raiffeisenbank International

Vielleicht kennen Sie die „Raiffeisen Centrobank AG“. Ich schaue mir gerne Scheine dieses Emittenten an – denn da werden oft Nischenmärkte abgedeckt, die mich interessieren.

Denn die Raiffeisen Centrobank AG ist ein Emittent von Zertifikaten und in Österreich war sie der Pionier am Zertifikatemarkt. Sie deckt als österreichische Investmentbank das übliche Spektrum ab und zeichnet sich durch zahlreiche strukturierte Produkte aus.

Darunter auch Zertifikate auf Basiswerte aus dem osteuropäischen Bereich, und viele Rohstoff-Produkte (Stand: Dezember 2014).

Die Raiffeisen Centrobank vermeldet dazu:

„Alle Zertifikate notieren an den Börsen Wien, Stuttgart und Frankfurt. Im Zuge des Ausbaus der Aktivitäten in Zentral- und Osteuropa hat Raiffeisen Centrobank als erster Emittent Zertifikate an den Börsen Prag, Warschau und Budapest eingeführt.“

Quelle: Über uns – Raiffeisen Centrobank

Die Muttergesellschaft der Raiffeisen Centrobank ist die „Raiffeisen Bank International AG“.

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Die 9-Monats-Zahlen 2014 der Raiffeisen Bank International habe ich mir natürlich angeschaut – hier die Eckdaten:

Raiffeisen Bank International: Die 9-Monats-Zahlen

  • Der Konzern-Periodenüberschuss lag mit 225 Mio. Euro ordentlich im Plus – doch ging gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 45,2% zurück (voriger Wert: 411 Mio. Euro).
  • Der „Return on Equity“ = Eigenkapitalrendite (vor Steuern) lag bei 5,8%. Auch das ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als dieser Wert noch bei 8,6% lag.
  • Die Kundenzahl blieb mit 14,6 Mio. mehr oder weniger konstant (+0,1%).
  • Der Gewinn pro Aktie lag bei 0,42 Euro – ein Einbruch um 68,9% nach 1,34 Euro im Vorjahreszeitraum.
  • Bei den Mitarbeitern wurde per saldo abgebaut, was die Zahl betrifft: 55.933 waren es per Ende des 3. Quartals (und zwar „Vollzeitäquivalente“), nach 57.901 ein Jahr zuvor.
  • Ich habe genauer hingeschaut: Da Kundenzahl etc. konstant blieben, wieso dieser Einbruch beim Konzern-Periodenüberschuss und besonders beim Gewinn pro Aktie?
  • Bei den üblichen Einnahmequellen gab es keine dramatischen Veränderungen. So hatte der wichtigste Brocken, der Zinsüberschuss, sogar um 4,2% zugelegt (auf rund 2,9 Mrd. Euro).
  • Beim Provisionsüberschuss gab es ein Minus von 2,8% auf rund 1,17 Mrd. Euro.

Doch dann – aufgepasst: Das Handelsergebnis brach um 84% ein, 240 auf 38 Mio. Euro. Also satte 202 Mio. Euro weniger in diesem Teilbereich.

Und damit haben wir auch schon den „Schuldigen“ für den Rückgang des Konzern-Periodenüberschusses. Denn der sank wie oben dargestellt um 45% auf 225 Mio. Euro – rund 186 Mio. Euro weniger.

Mit anderen Worten: Wenn das Handelsergebnis auf dem Vorjahresniveau geblieben wäre, dann hätte auch das Gesamtergebnis der Raiffeisen Bank International AG das Vorjahresniveau erreicht.

Das „Handelsergebnis“ belastete!

Letztlich zählt zwar, was unter dem Strich übrig bleibt. Ich finde es aber durchaus wichtig, wie der Gewinn zustande gekommen ist. Und das „Handelsergebnis“ ist naturgemäß sehr volatil. Hier geht es um den „Eigenhandel“ der Bank, also auch um Spekulationsgeschäfte. So etwas lässt sich eben nicht oder nur schwer „planen“.

Ich finde es wichtiger, dass im „Kerngeschäft“ die Einnahmenblöcke gehalten werden können, was insbesondere für Zins- und Provisionsüberschuss gilt.

Wenn in den 9-Monats-Zahlen dann viele Marktteilnehmer nur verkürzt lesen „Konzern-Periodenüberschuss -45%“, dann verkaufen sie eben. Und der Kurs sinkt – wie gesehen, hier der Chart:

Chart Aktie Raiffeisen Bank International AG

Raiffeisen Bank International Aktie
Quelle: Finanzen100

Als dann auch noch im November bei der Tochter Raiffeisen Centrobank gleich drei Vorstände ausgetauscht bzw. versetzt wurden, belastete das den Kurs zusätzlich.

Dabei sieht der Ausblick durchaus gut aus – das Management der Raiffeisen Bank International stellt diese Prognose auf:

„Für 2015 rechnen wir mit einem Konzern-Jahresüberschuss im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Wir peilen mittelfristig einen Return on Equity vor Steuern von rund 14 Prozent und einen Konzern-Return-on-Equity von rund 11 Prozent an.“

Quelle: Zwischenbericht 3. Quartal 2014 Raiffeisen Bank International AG

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Mein Fazit zur Raiffeisen International AG: Titel für die Watchlist!

Der aktuelle Kurs der Aktie ist wahrscheinlich wegen „Osteuropa-Exposure“, optisch schlechter 9-Monats-Quartalszahlen und Personalrotationen relativ unten. Dabei sieht es aus fundamentaler Sicht gar nicht schlecht aus. In diesem Jahr könnte es unter dem Strich ein Minus geben. Doch für das nächste Jahr sind – wenn die Prognose des Vorstands zutrifft – Gewinne von rund 2 Euro pro Aktie möglich. Bei einem aktuellen Aktienkurs von rund 12,50 Euro würde das einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gerade einmal ca. 6,3 entsprechen. Das ist doch ein Kandidat für die Watchlist, finde ich!

Ich wünsche Ihnen einen „guten Rutsch“ und alles Gute (vor allem Gesundheit) für 2015.

Michael Vaupel

Klarstellung

Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.

Risikohinweis Michael Vaupel