SMA Solar nach dem Kurssprung: War es das oder nur Verschnaufpause?

Nachdem das Management von SMA Solar Anfang des Monats die Prognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben hatte, sprang der Kurs der Aktie deutlich nach oben. Unmittelbar vor Anhebung der Prognose stand der Kurs im Bereich 20 Euro – am 28. Juli dann notierte die Aktie um 30 Euro. Ein Kursgewinn von rund 50% innerhalb eines Monats. Zeit für einen genaueren Blick auf das Unternehmen nach der Anhebung der Prognose. Zu den Details:

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Und wie so oft schauen wir „nach Kennerweise, zunächst einmal nach dem Preise“:

Chart SMA Solar

Chart SMA Solar Aktie

Quelle: Finanzen100

Der Chart zeigt sehr deutlich, dass der Kurssprung ab dem 10. Juli begann. Am 9. Juli hatte das Management von SMA Solar die Prognose angehoben. Der Kurs der Aktie hatte übrigens schon einige Zeit vorher den 200-Tage-Gleitenden-Durchschnitt nach oben durchbrochen (generell ein bullishes Zeichen). Nach der Anhebung der Prognose gab es einige Tage, an denen die Aktie im zweistelligen Prozentbereich zulegte. Das bisherige Topp war am 16. Juli erreicht, intraday erreichte der Kurs der Aktie kurzfristig sogar rund 36 Euro. Danach gab es eine kleinere Korrektur (Gewinnmitnahmen?), aktuell steht die Notierung bei knapp 30 Euro.

Was hatte das Management von SMA Solar um den Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon nun eigentlich genau mitgeteilt? Hier die Eckpunkte der Meldung vom 9. Juli:

SMA Solar: Anhebung der Prognose für 2015

  • Statt bei 730 bis 770 Mio. Euro soll der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr nun bei 800 bis 850 Mio. Euro liegen. Das entspricht einem Zuwachs von 70 bis 80 Mio. Euro gegenüber der vorigen Prognose.
  • Im laufenden Geschäftsjahr 2015 soll das operative Ergebnis (gemessen am Ebit) statt bei -60 bis -30 Mio. Euro nun bei -25 bis 0 Mio. Euro liegen. Gegenüber der vorigen Prognose entspricht dies einer Verbesserung von 30 bis 35 Mio. Euro
  • Das Ergebnis des ersten Halbjahrs soll voraussichtlich bei mehr als 420 Mio. Euro Umsatz liegen. Das würde innerhalb der bisherigen Vorstandsprognose liegen (Umsatz: 400 Mio. Euro bis 450 Mio. Euro).
  • Das operative Ergebnis (Ebit) im ersten Halbjahr soll mit -15 Mio. Euro ebenfalls innerhalb der bisherigen Vorstandsprognose (von -15 Mio. Euro bis -25 Mio. Euro) liegen, und zwar am unteren Rand.

Quelle: Vorstand der SMA Solar Technology AG hebt Prognose für das laufende
Geschäftsjahr an

Wenn das Ergebnis im ersten Halbjahr durchaus im Rahmen der bisherigen Prognose liegen soll (bzw. am „günstigen Rand“ davon im Fall des Ebit) und die Prognose für das Gesamtjahr angehoben wird, dann lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass für SMA Solar ein wachstumsstarkes zweites Halbjahr bevorsteht.

Es gibt einige Indikatoren, anhand derer der Vorstand solche Prognosen durchaus mit einiger Sicherheit abgeben kann. Da ist zum einen die Entwicklung des Auftragsbestands. Wenn ein Auftrag in den Büchern ist, Realisierung im zweiten Halbjahr ansteht, dann kann das Management damit planen (zumindest dann, wenn es sich um einen bewährten und solventen Kunden handelt!). Und genau dieser Auftragsbestand ist laut Management „hoch“. Dann die allgemeine Marktentwicklung. Da zeigte sich der Vorstand der SMA Solar positiv überrascht: Die Entwicklung des Weltmarkts für Photovoltaik-Wechselrichter liege „über den Erwartungen“. Und inzwischen ist es gar nicht mehr der deutsche Heimatmarkt von SMA Solar, wo die Musik spielt.

SMA Solar: Gründe für die Prognoseanhebung

Als Gründe für die Prognoseanhebung nennt der Vorstand außerdem eine „deutliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von SMA“. Nun ja, das übliche: Es hat zahlreiche Entlassungen von Mitarbeitern gegeben bzw. Aufhebungsverträge wurden geschlossen. Ich finde es allerdings etwas kurzfristig gedacht, den Abbau von Personal als „positiv“ zu sehen, da die Ausgaben sinken. Es ist ja nicht so, dass diese Mitarbeiter(innen) nur ein Kostenfaktor sind. Ich habe selber mit einem ehemaligen Mitarbeiter von SMA Solar gesprochen. Er bestätigte mir die Aufhebungsverträge, und sprach auch davon, dass viele gute Mitarbeiter(innen) gegangen sind. Natürlich sind dann die Personalkosten gesunken. Doch ob sich durch den Weggang von guten Mitarbeitern die Wettbewerbsfähigkeit auch auf längere Sicht erhöht hat, muss offen bleiben. Deshalb bin ich in Bezug auf diesen Punkt etwas skeptisch.

Übrigens: Wenn Sie das Management an seinen Prognosen messen möchten (und so etwas finde ich immer gut), dann sind hier die Termine, zu denen die nächsten Zahlen zu den tatsächlich realisierten Umsätzen und Ebit veröffentlicht werden sollen:

Finanzkalender SMA Solar

  • Hier zum Überblick die nächsten Termine, an denen das Unternehmen SMA Solar Quartalszahlen veröffentlichen möchte:
  • 13. August: Halbjahreszahlen SMA Solar (Zahlen 1. Januar bis 30. Juni 2015 sowie Zahlen für das zweite Quartal). An dem Tag ist für 9:00 Uhr eine telefonische Analystenkonferenz geplant.
  • 17. November: 9-Monats-Zahlen sowie Zahlen zum 3. Quartal von SMA Solar

Quelle: SMA Solar Finanzkalender

Hier ein Blick auf die aktuellen Kennzahlen:

Bei SMA Solar fällt mir seit längerer Zeit auf, dass das Unternehmen recht hohe liquide Mittel hat. Deshalb konnte SMA Solar in der Krisenzeit auch im Branchenvergleich relativ gelassen bleiben. Per 30.3. lagen die liquiden Mittel bei 223,7 Mio. Euro (= Nettoliquidität). Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt bei einer guten Milliarde Euro. Die liquiden Mittel decken davon also immerhin gut 20% ab.

Kurs-Umsatz-Verhältnis von günstigen 1,2

Bei einer Prognose von 800 bis 850 Mio. Euro Umsatz liegt das Kurs-Umsatz-Verhältnis bei unter 1,2. Das ist ein günstiger Wert. Gewinnorientierte Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Eigenkapitalrendite lassen sich mangels Gewinn (noch) nicht berechnen. Wenn die Prognosen stimmen, dann sollte SMA Solar aber ab 2016 wieder schwarze Zahlen schreiben – die Tendenz stimmt jedenfalls.

Und hier noch ein Blick auf den längerfristigen Chart von SMA Solar, der zeigt, welche Kursregionen die Aktie bereits gesehen hat:

SMA Solar – langfristiger Chart

SMA Solar langfristig
Quelle: Finanzen100

Mein Fazit: Kurssprung war gerechtfertigt!

Es war ganz sicher gerechtfertigt, dass der Kurs der Aktie von SMA Solar nach der Anhebung der Prognose des Managements auf das aktuelle Niveau gestiegen ist. Die Aktie ist mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von knapp 1,2 derzeit nicht zu teuer. Um ein höheres Niveau zu rechtfertigen, müssten aber wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Die sind für nächstes Jahr wahrscheinlich – und angeblich sollen die Börsenkurse Entwicklungen ca. 6 Monate im Voraus vorwegnehmen = eskomptieren. Ich persönlich warte mit Interesse auf die nächsten Quartalszahlen am 13. August und bin mal gespannt , ob die Tendenz der letzten Quartale bestätigt werden wird.

Klarstellung

Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.

Risikohinweis Michael Vaupel
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