Das haben Sie sicher auch schon einmal erlebt: Ein Unternehmen vermeldet auf den ersten Blick gute Quartalszahlen – gestiegene Umsätze und Gewinne -, und dennoch fällt der Kurs. So geschehen bei der Symrise AG bei Vorlage der Halbjahreszahlen. Wiederholte sich das Spiel nun bei den 9-Monats-Zahlen? Der Kurs verhielt sich diesmal durchaus anders. Da ich das Unternehmen aus fundamentaler Sicht grundsätzlich interessant finde, möchte ich es hiermit genauer unter die Lupe nehmen. Konkret:
Beginnen wir – nach Kennerweise – zunächst einmal mit dem Preise. Bedeutet: Schauen wir doch vor den Fundamentaldaten zunächst auf den Chart der Symrise-Aktie:
Chart Symrise-Aktie
Quelle: www.tradingview.com
Dargestellt ist der Kursverlauf der Symrise-Aktie seit Jahresbeginn. Die 1-Jahres-Performance liegt zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags (2.12.2015) bei soliden +28,4%. Damit hat die Aktie den Gesamtmarkt gemessen am DAX deutlich geschlagen: Die 1-Jahres-Performance des DAX liegt bei aktuell rund 13% Plus. Der Chart zeigt deutlich, dass die Symrise-Aktie nach der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen (6. August) deutlich unter die Räder gekommen war. In den Wochen danach ging es on über 63 Euro auf rund 51 Euro nach unten. Danach gab es im Herbst eine erfolgreiche Bodenbildung, und seit Ende September befindet sich der Kurs wieder in einem Aufwärtstrend.
Zum Anbieter flatex Investitionen bergen das Risiko von VerlustenSymrise-Aktie vor charttechnischem Widerstand
Charttechnisch befindet sich der Kurs nun unmittelbar vor einem Widerstand – Sie sehen es im Chart: Das bisherige Jahreshoch, das Anfang August erreicht wurde. Noch ist dieser Widerstand nicht genommen, insofern kann es charttechnisch in den nächsten Handelstagen diesbezüglich spannend werden. Doch was sagen nun die Fundamentaldaten – würden diese einen „Break“ = Sprung über den Widerstand rechtfertigen? Dazu der Blick auf die jüngsten Zahlen von Symrise = 9-Monats-Zahlen:
Bei Symrise entspricht das Geschäftsjahr dem Kalenderjahr. Die Veröffentlichung der Zahlen für das komplette Geschäftsjahr 2015 steht planmäßig für den 8. März 2016 an. Das dauert noch etwas. Insofern sollten die 9-Monats-Zahlen einen guten Überblick bieten. Nun zu den Eckdaten:
Rahmendaten 9-Monats-Zahlen Symrise AG
- Die Umsätze stiegen um satte 29% auf 1,977 Mrd. Euro, nach 1,53 Mrd. Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum
- Das Ebit (Ebit steht für „earnings before interest and taxes“ = Gewinn vor Steuern und Zinsen) kletterte um 18%, von 271,1 Mio. Euro in den ersten 9 Monaten 2014 („normalisierter Wert“, siehe unten) auf 319,6 Mio. Euro in den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres
- Der Gewinn pro Aktie legte 8% zu, und zwar auf 1,54 Euro. Der entsprechende normalisierte Vorjahreswert lag bei 1,42 Euro.
- „Normalisierter Wert“ bedeutet in diesem Zusammenhang (ich zitiere aus dem Geschäftsbericht): bereinigt um Transaktions-, Integrationskosten sowie einmalige Bewertungseffekte im Zusammenhang mit Unternehmenskäufen
Den vollständigen 9-Monats-Bericht der Symrise AG finden Sie unter diesem Link im Internet:
„Vielfalt als Vorteil“: Konzernzwischenbericht Symrise AG, Januar bis September 2015
Um diese Zahlen einzuordnen, zunächst ein paar Sätze zu dem Geschäftsfeld, in dem Symrise tätig ist. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt laut eigenen Angaben Geschmacks- sowie Duftstoffe, außerdem aktive Wirkstoffe für die kosmetische Industrie. Die Kunden kommen deshalb zu einem großen Teil neben der Nahrungsmittelindustrie aus den Bereichen Parfüm- sowie Kosmetikindustrie, außerdem Anbieter von Haushaltsprodukten.
Weltweit gesehen gehört Symrise zu den größten Unternehmen der Branche „Geschmacks- und Duftstoffe“, laut Wikipedia ist man auf Platz 3. Das Unternehmen ist seit 2006 börsennotiert und Mitglied des MDAX. Über 90% der Aktien befinden sich in Streubesitz, der Titel ist für einen MDAX-Wert demnach recht liquide.
Was ich positiv finde: Symrise erzielte 2014 satte 47% seiner Umsätze in den Emerging Markets. Diese sind natürlich volatiler, aber dafür gibt es da im Durchschnitt über längere Zeiträume naturgemäß höheres Wachstum als in „etablierten Märkten“. Symrise ist auf Expansionskurs, auch durch Übernahmen. Jüngstes Beispiel: Im September wurde die „Pinova Holdings“ übernommen, Kaufpreis waren Symrise zufolge 397 Mio. Dollar (bei Eintreffen bestimmter Bedingungen innerhalb der nächsten 12 Monate könnten weitere 20 Mio. Dollar dazukommen). Zur Bewertung der Aktie:
Symrise: KGV 2015 von geschätzten 34,4
Im Geschäftsjahr 2014 wurden nach 9 Monaten 1,42 Euro/Aktie und im kompletten Geschäftsjahr 1,69 Euro/Aktie Gewinn erzielt. Mit anderen Worten: Die ersten drei Quartale waren für 84% des gesamten Ergebnisses verantwortlich. Wenn ich dieses Verhältnis auch auf 2015 anwende und den 9-Monats-Gewinn von 1,54 Euro nehme, komme ich für das Gesamtjahr 2015 auf einen Wert von rund 1,83 Euro. Damit errechnet sich auf Basis des aktuellen Kurses ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2015 von 34,4.
Zum Vergleich: 2010 lag der Gewinn pro Aktie bei 1,13 Euro. Wenn ich 1,83 Euro für 2015 zugrunde lege, dann entspricht das einem Anstieg von knapp 62%. Das ist natürlich gut und nicht – doch rechtfertigt das auch eine Bewertung von über 30 (KGV)? Ich finde, nicht. Denn das KGV sollte schon in Höhe der jährlichen Wachstumsrate des Gewinns pro Aktie sein. Sprich: Wenn ein KGV von 30 gerechtfertigt sein soll, dann sollte der Gewinn pro Aktie auch in diesem Maßstab (= 30% pro Jahr) steigen, damit die Aktie günstig bewertet ist.
Übrigens: Es machten in den letzten Tagen Gerüchte die Runde, dass ein chinesischer Konzern bei Symrise einsteigen bzw. das Unternehmen komplett übernehmen will. Der Gerüchteküche bzw. „Finance“ und „Euro am Sonntag“ zufolge seien da 7,5 Mrd. Euro als Gebot im Gespräch. Um das einzordnen: Symrise hat derzeit eine Marktkapitalisierung von gut 8 Mrd. Euro. Sollten sich genannte 7,5 Mrd. Euro auf eine Komplett-Übernahme beziehen (der „Free Float“ = Streubesitzanteil liegt bei über 90%!), dann wäre das für die derzeitigen Aktionäre kein attraktives Angebot. Mal sehen ob am Gerücht was dran ist.
Zum Anbieter flatex Investitionen bergen das Risiko von VerlustenMein Fazit: Symrise derzeit mehr oder weniger „fair bewertet“!
Ein KGV 2015 von 34,4 macht die Aktie angesichts der Wachstumsaussichten noch nicht „zu teuer“ – aber günstig ist sie bestimmt nicht. Angesichts der soliden Wachstumsraten sehe ich die Symrise-Aktie stattdessen da: Fair bewertet auf dem aktuellen Niveau! Das wiederum ist meiner Einschätzung nach „neutral“ in Bezug darauf, ob die Aktie nun den „Break“ über den Widerstand schafft oder nicht. „Fair bewertet“ klingt einerseits „fair“ – aber andererseits sind solche Aktien für potenzielle Investoren nicht besonders interessant. Denn bei einem Short-Engagement möchte ich eine deutliche Übertreibung beim Kurs, eine hohe Bewertung. Und bei einem Long-Engagement bevorzuge ich natürlich eine Unterbewertung. Eine „faire Bewertung“ ist in dem Sinne relativ neutral und damit für ein potenzielles Investment uninteressant.
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
Risikohinweis/Disclaimer:
Die in der Analyse behandelten Wertpapiere können im Kurs stark schwanken, was ein hohes Risiko für Ihr Kapital bedeuten kann. Als Anleger sollten Sie sich der Risiken bewusst sein. Trotz intensiver Recherche kann es sein, dass sich die Aktie anders als in der Analyse prognostiziert entwickelt. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Ihr Kapital nur auf wenige Wertpapiere zu verteilen. Aufgrund der hohen Risiken, die mit Wertpapieranlagen verbunden sind, sollten Wertpapierkäufe grundsätzlich nicht auf Kredit finanziert werden.
Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die von Michael Vaupel erstellten Finanzanalysen zu einzelnen Finanzinstrumenten keine individuelle Anlageberatung durch einen Anlageberater ersetzen. Die Analysen richten sich an Leser, die in ihrem Anlageverhalten und ihren Anlagezielen sehr unterschiedlich sind. Daher berücksichtigen die Analysen und Empfehlungen in keiner Weise Ihre persönliche Anlagesituation. Mit der Veröffentlichung der Analyse ist Aktienkaufen.com insbesondere nicht als Anlage- oder Vermögensberater tätig.
Michael Vaupel macht Sie darauf aufmerksam, dass er in einem empfohlenen Wert selbst investiert sein kann.