Windeln.de Aktie kaufen – Alle Hintergründe zum bisher enttäuschenden Kursverlauf!

Bei der Neuemission windeln.de enttäuschte die Performance bis jetzt. Der Titel war letzten Mai an die Börse gegangen, Ausgabekurs 18,50 Euro. Während ich diese Zeilen schreibe, steht der aktuelle Kurs bei 11,36 Euro. Das tut weh – für diejenigen, die zum Ausgabekurs gekauft hatten. In den Finanzmedien waren entsprechend zum Firmennamen passende Formulierungen wie „Windel voll“ zu lesen bzw. zu hören. Und mit „das ging erst einmal in die Hose“, wurde bei der Telebörse der Börsenexperte Frank Meyer durchaus passend zitiert. Ich habe mir die Aktie etwas genauer angeschaut – hier meine Erkenntnisse dazu:

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Soviel vorab: Für die Kleinaktionäre, die zu 18,50 Euro je Aktie gekauft haben und die jetzt noch im Besitz der Aktien sind, war das sicher enttäuschend. Es gibt aber auch eine andere Seite – und zwar die Verkäufer. Ich habe mal auf die Details geschaut: Durch den Börsengang hatte Windeln.de im Mai insgesamt rund 211 Mio. Euro eingenommen. Von dieser Summe sollen 127 Mio. Euro in „weiteres Wachstum“ investiert werden.

Von den Einnahmen des Börsengangs gingen rund 84 Mio. Euro an die Gründer und vorbörslichen Investoren

Und Sie ahnen es wahrscheinlich bereits wie ich, wohin der Rest (= ca. 84 „Milliönchen“) gehen soll: An die beiden Gründer und an die vorbörslichen Investoren. Letztere neben DN Capital und Acton Capital, Deutsche Bank und Goldman Sachs (Quelle: Wikipedia). Diese Investoren haben mit großer Wahrscheinlichkeit einen schönen Gewinn eingefahren. Laut einem Artikel im „Spiegel“ hatte windeln.de letzten Januar 45 Mio. Euro eingesammelt.

Das sieht so aus, als ob diese vorbörslichen Investoren durch den Börsengang nun „Kasse“ machen konnten“. Das ist ja auch legitim – es sei denn, der Ausgabekurs wurde bewusst sehr hoch gewählt, dann finde ich das nicht in Ordnung. Denn im Sinne eines „fairen Geschäfts“ sollte auch den Kleinanlegern, die beim Börsengang kaufen, die Möglichkeit für Kursgewinne gegeben werden. Wenn ich mir den Kursverlauf aber ansehe – nach dem Börsengang ging es da praktisch nur bergab – sieht das enttäuschend aus. Diejenigen, die die Aktien zum Ausgabepreis von 18,50 Euro gezeichnet haben, hätten im Nachhinein wahrscheinlich gerne darauf verzichtet.

Ich handhabe es wie üblich so: Schauen wir nach Kennerweise, zunächst einmal nach dem Preise:

Chart windeln.de

Chart windeln.de

Quelle: Finanzen100

Wie bereits ein kurzer Blick auf die Internetseite des Unternehmens mit Sitz in München zeigt, ist das Geschäftsfeld des Unternehmens der Verkauf von Babynahrung und Baby- bzw. Kleinkind-Artikeln, von besagten Windeln über Bekleidung bis hin zu Kinderwagen. Die Seite sieht soweit ganz gut gemacht aus. Und nun der Blick auf die Zahlen. Ich beginne mit der Umsatzentwicklung:

Windeln.de: Die Umsätze

  1. Für 2012 wurden Umsätze von 21,542 Mio. Euro gemeldet
  2. 2013 waren es dann 49,438 Mio. Euro laut Angaben des Unternehmens
  3. Und im Geschäftsjahr 2014 dann 101,324 Mio. Euro

Quelle: windeln.de – Freiwilliger Konzernabschluss für die Jahre 2012, 2013 und 2014

Die Gründer Konstantin Urban, Alexander Brand und Dagmar Mahnel haben da durchaus etwas auf die Beine gestellt. Im Jahr 2010 gegründet, lagen die Umsätze im Jahr 2012 schonb ei 21,542 Mio. Euro. Und in den beiden folgenden Geschäftsjahren wurde der Umsatz jeweils mindestens verdoppelt. Das kann sich nun wirklich sehen lassen!

Der Umsatz ist allerdings nur eine Seite der Medaille. Denn ich könnte jedem Unternehmen den Tipp geben, wie es seinen Umsatz verdoppelt: Es müsste nur 100 Euro-Scheine für 80 Euro verkaufen. Was meinen Sie, wie schnell der Umsatz explodieren würde. „Nur“ mit den Gewinnen sähe es dann „nicht so gut“ aus…

Deshalb auch hier der Blick auf das, was „unter dem Strich“ übrig bleibt. Bei Startups ist es durchaus normal, dass am Anfang rote Zahlen geschrieben werden. So auch hier:

windeln.de: Entwicklung des Gesamtergebnisses nach Steuern

  • 2012 stand unter dem Strich (Gesamtergebnis nach Steuern) ein Wert von -7,304 Mio. Euro
  • Für das Geschäftsjahr 2013 lag der vergleichbare Wert bei -12,283 Mio. Euro
  • Und für 2014 stand unter dem Strich ein Minus von -9,783 Mio. Euro

Quelle: Siehe oben

Von -7,3 Mio. auf -12,28 Mio. und dann auf -9,78 Mio: Ein klarer Trend ist das nicht. Besser gefällt es mir, wenn es nach der Gründung zwar erstmal rote Zahlen gibt, diese aber mit steigenden Umsätzen dann geringer werden. Dies ist hier so nicht der Fall, denn das Minus im Geschäftsjahr 2014 war größer als das im Jahr 2012 (aber geringer als das von 2013).

Was zeigen die Jahresabschlüsse noch? Wie nicht anders zu erwarten hat das Vorratsvermögen Jahr für Jahr zugelegt – ein Zeichen dafür, dass das operative Geschäft gut läuft. Konkret:

  • Per 1.1.2012 standen 1,539 Mio. Euro als Vorratsvermögen in der Bilanz
  • Bis 31.12.2012 war dieser Wert auf 3,242 Mio. Euro angestiegen.
  • Per 31.12.2013 waren es dann 7,26 Mio. Euro,
  • Und per 31.12.2014 betrug dieser Wert 10,754 Mio. Euro.

Höheres Vorratsvermögen – das bedeutet allerdings im Umkehrschluss auch, dass höhere Wertberichtigungen vorgenommen werden mussten. Das ist intuitiv nachvollziehbar: Ein Teil der Lagerbestände muss am Jahresende im Wert nach unten korrigiert werden. Je höhere Lagerbestände, desto tendenziell höher auch diese Wertberichtigungen. Per 31.12.2014 betrug diese Wertberichtigung laut Geschäftsbericht immerhin 601.000 Euro, ein Jahr zuvor waren es 308.000 Euro gewesen und wiederum ein Jahr zuvor 1360.000 Euro.

Ich schaue auch gerne einmal in den Anhang von Geschäftsberichten – sozusagen das „Kleingedruckte“, welches viele Leser meiden. Dort fand ich diesen Satz:

„Zudem wurde an ein Mitglied der Geschäftsführung eine Vorauszahlung auf anteilsbasierte Vergütung in Höhe von TEUR 717 (31. Dezember 2013: TEUR 1.434) geleistet.“ TEUR 717, das sind immerhin 717.000 Euro Vorauszahlung an ein Mitglied der Geschäftsführung. Solche Vorauszahlungen möchte man doch auch einmal erhalten. Und auf Seiten 88 finden sich „Geschäftsvorfälle mit Personen in Schlüsselfunktion des Konzerns“.
Quelle: windeln.de – Freiwilliger Konzernabschluss für die Jahre 2012, 2013 und 2014

Da hat z.B. eine hesta Services AG Büroflächen an windeln.ch vermietet, im Geschäftsjahr 2014 sollen dafür Mieten von immerhin 254.000 Euro angefallen sein. Interessant dabei: Ein Mitglied der Geschäftsführung von windeln.de ist dem Bericht zufolge Mitglied des Verwaltungsrates der hesta Services AG.

Es werden einige ähnliche Fälle aufgezählt. Das ist juristisch in Ordnung so, wenn ich das richtig verstehe – ich persönlich mag es allerdings nicht, wenn bei geschäftlichen Vorfällen bestimmte Personen auf beiden Seiten an den Entscheidungen beteiligt sind. Da könnte doch die gebotene Objektivität gefährdet sein.

Ansonsten kann ich zu den gewinnorientierten Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder Eigenkapitalrendite oder Fremdkapitalrendite nur sagen, dass mangels Gewinn auch solche Kennzahlen nicht berechnet werden können.

Mein Fazit: windeln.de – Wachstum, aber keine Gewinne!

Mit windeln.de haben wir es also mit einem sehr schnell wachsenden Unternehmen zu tun – welches aber tiefroste Zahlen schreibt. Und der Verlust wird nicht etwa Jahr für Jahr kleiner, sondern entwickelte sich in den letzten drei Jahren etwas sprunghaft und lag 2014 über dem des Jahres 2012.

Klarstellung

Risikohinweis Michael Vaupel

Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.